17 Januar 2009

Manuel Ruf

Aus meiner mehrjährigen Selbsterfahrung als finanziell einigermaßen Versorgter weiß ich, dass ich viel weniger meiner großen Ambitionen angehe, als ich mir wünschte und erhoffte.
Die Erwerbsarbeit zwingt uns in die große Zusammenarbeit am Projekt Wohlergehen und Fortentwicklung für alle. So könnte man unser derzeitiges Ideal vielleicht benennen. Und wie alle Ideale erfüllt sich auch dieses nicht immer und überall - wird von Egoismen korrumpiert und von sinnlosem Aktionismus aufgeweicht. Denn das Geld, das alles lenkt, ist ein löchriges Regelinstrument.
Meine selbst und freiwillig gewählte Erwerbsarbeit der letzten Jahre fand immer auf Zeit und hauptsächlich in spannender Umgebung und mit befruchtenden Menschen statt. Ein eindeutiger Vorteil für mein Wohlergehen und meine persönliche Entwicklung als mündiger Mensch. Doch deren Projekte waren eher selten sinnvoll für 'das Projekt der großen Zusammenarbeit'. So mein persönliches Urteil.
Grundeinkommen schafft Freiheit. An mir selbst muss ich feststellen, dass diese Freiheit oft von der Willkür meiner Launen und Bequemlichkeiten übertrumpft wird. Mein soziales Netzwerk wurde zunehmend ein privates: Wir diskutieren unsere Befindlichkeiten. Und auch das ist ein großes Plus für meine Lebensqualität und das Projekt meiner Persönlichkeitsbildung.
Nun: Der verantwortliche Umgang mir Freiheit verlangt die Mündigkeit des (Zwangsarbeits)Freien. Und ich selbst muss mir diese mündige Selbstverantwortung zu Zeiten absprechen.
Doch dass das Ziel unserer Zukunft nur dieser freie und mündige Bürger sein kann, steht für mich außer Zweifel.
Die Frage bleibt jedoch: Welches Regelinstrument orientiert uns auf diesem Weg in unserer freien/freiwilligen Arbeit? Denn noch ist der mündige und selbstverantwortliche Bürger ebenfalls ein Ideal, das nicht immer und überall Erfüllung findet.

Manuel Ruf, (*1959), Architekt, Düsseldorf

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