28 März 2011

Annette Höhne

Ich würde meine arbeitszeit in drei drittel teilen.

1. drittel: ich beginne sofort damit, den keim der hoffnung auf gesellschaftliche veränderung, in anderen mitmenschen zu wecken oder zu verstärken. ich mache das, indem ich über ökologische zusammenhänge lehre und praktiziere, um eine sensibiltät für das grosse ganze zu wecken und den blick über den eigenen tellerrand zu schärfen. gerne würde ich das mit kindern oder jungen menschen tun, vielleicht in einer schule, aber auch mit allen anderen interressierten. das ist mein beitrag an der sozialen skulptur, weil schließlich bin ich ein künstler.

2. drittel: meine arbeitskraft kann für gemeinnützige zwecke eingeteilt werden, gerne gehe ich dahin, wo man meine fähigkeiten braucht.

3. drittel: ich nutze meine zeit für creativen input und mache was ich will, malen, wandern, gärtnern, reisen oder auch einfach ....nichts.

Annette Höhne (*1957), Verkäuferin in einem Bioladen

22 März 2011

Judith Edelmann

Mit einem monatlichen Grundeinkommen könnte ich endlich ICH sein. Ich wäre der wirkliche Schmied meines Glückes und könnte auf Menschen verzichten, und zukünftig freundlich ins Gesicht lachen, die nicht bereit sind, eine gute Arbeit wertzuschätzen und dementsprechend zu entlohnen. Der Sinn eines Geschäftes besteht meiner Meinung nach aus einer Win-Win Situation und nicht aus einer einseitigen Ausbeutung. Die Menschenwürde nebst Selbstwertgefühl so vieler Menschen bleibt komplett auf der Strecke. Ich könnte endlich soziale Projekte weltweit in einem Bildband festhalten und die Menschen, die dahinter stehen mit ihren Wünschen, Wertvorstellungen und Träumen einfühlsam porträtieren und müsste nicht umsonst arbeiten wie das bei sozialen Projekten leider auch so üblich ist. Deshalb ist mir das nämlich bislang auch nicht möglich. Ich würde mit einem alten Landrover Defender mit Hund durch Italien touren, meine Sprachkenntnisse verbessern, bei Kleinstproduzenten von nachhaltig angebauten Lebensmitteln aushelfen, anschließend ein altes Steinhaus mieten, in dessen Garten es nach Rosmarin und Thymian duftet und Menschen unterschiedlicher Herkunft einladen um gemeinsam mit Prominenten, die sich für Naturschutz, Ethik und Menschenwürde einsetzen zu kochen und zu diskutieren und eine schöne Zeit erleben. Das Resultat dieser Zusammenkünfte würde ich in einem eigenen Verlag veröffentlichen. Mein Haus wäre ein Zentrum für wunderbare Menschen. Daneben würde ich mit meiner Fotografie zusätzlich genug Geld verdienen, und abends würde ich glücklich meine alte Steintreppe hinauf ins Schlafzimmer mit Blick auf eine kleine Bucht gehen, die warmen, alten Steinfließen erzählen in meiner Fantasie die Geschichten der Menschen, die früher in dem Haus lebten und unten erklingen die letzten Töne einer CD von Sade. RRRRING ... oh der Wecker, ich bin ja in Deutschland, der Werbeslogan" Geiz ist geil" ertönt gerade im Radio, und das monatliche Grundeinkommen interessiert hier die Politiker leider nicht, wie so vieles nicht, das so dringend notwendig wäre. Schade eigentlich.

Judith Edelmann (*1972), Foto/Text/Styling (suche sinnreiche Arbeit), Deutschland

21 März 2011

Axel Weingart

Das bedingungslose Grundeinkommen würde mir meine beruflichen Fesseln von den Füßen sprengen. Hallo liebe Visionär(innen)! Einmal gewählt, bin ich seit 1992 in Deutschland verbeamtet, bekomme ein gutes Geld, musste aber meinen Lebensmittelpunkt nach Brandenburg verlegen, was mir nach 7 Jahren weiter schwer im Magen liegt. Ich würde so gerne in meiner Heimat, das ist Thüringen, arbeiten. Doch meinen Beruf benötigt kein Arbeitgeber. Ich bin techn. Ass. für Meteorologie, und habe Null Chancen außerhalb meines Arbeitgebers, ein großer deutscher Wetterdienst, einen Job, der mich ernährt, zu finden. Seit Jahren! Mit dem BGE wäre das vorbei. Ich würde so gerne auch was mit Natur machen, in ihr arbeiten. In Gärten, Wäldern, Gewächshäusern, oder was handwerkliches, irgendwas gestalten, wissentschaftliche Suchaufgaben, bis hin zum Backen in einer kleinen Bäckerei. Das allerwichtigste also ist, meine eigene Entscheidungshoheit über meinen Lebens- und Wirkungsort wieder zurück zu bekommen. Glücklich möchte ich sein, nicht reich! Und nachdem ich vor Tagen eine Sendung auf ARTE über das BGE gesehen habe, und früher in der Zeitschrift SEIN einen Artikel über eine lateinamerikanische Firma (Brasilien?) entdeckt hatte, in der die Mitarbeiter über ihre Vorgesetzten bestimmen und urteilen, bin ich von der Freiheit im und durch den Arbeitsleben total fasziniert. Das fremdbestimmen Lassen und Anpassen, nur um Geld zum Leben zu haben, bin ich sehr satt. Raus aus dem Sklavenhaus der Markwirtschaft, Ämter und Verwaltungen!

Axel Weingart (*1968), Techn. Ass. für Meteorologie, Potsdam

Ulrike Schmid

Ich würde das weitermachen, was ich auch jetzt schon mache - Friedensarbeit in einem Land in Westafrika (Stichworte Dialogförderung, Räume öffnen für psychosoziale Projektarbeit angesichts Traumatisierung durch Gewalterfahrungen). Doch ich könnte diese Arbeit unter weniger Druck und damit auch besser machen, notwendige Reisen für die gemeinsame Projektentwicklung mit meinen lokalen Gesprächspartnern vor Ort unternehmen, und zwar dann wenn sie notwendig sind, und nicht wenn Geberorganisationen nach langen Antragsverfahren endlich zustimmen (oder auch nicht) und viele windows of opportunity, jene entscheidenden Momente zum Handeln in denen man viel bewegen könnte, schon verpasst sind, oder es einfach "zu wenig zu spät" ist - wie so oft in der Friedensarbeit; ich könnte Arbeitsmaterialien (u.a. Fachliteratur) für den Austausch mit den lokalen Gesprächspartnern anschaffen. Ach und vieles mehr... ggf. auch den Grossteil meiner Zeit direkt vor Ort arbeiten und leben !
Und nur zum networking und zum Austausch mit Kollegen und Experten etc. sowie zum Materialien beschaffen und rechechieren nach Berlin kommen.
Ich habe die letzten 6 Jahre zu und in diesem Land gearbeitet (und dabei einem formellen Friedensprojekt mit der lokalen Menschenrechtsorganisation, das seit 2007 läuft, auf den Weg geholfen in dem ein Kollege von mir arbeitet); war ca. die Hälfte der Zeit vor Ort (mehr war wegen Geldmangel nicht drin). Von den 6 Jahren bin ich nur für ca. 2,5 Jahre bezahlt worden.
Meine derzeitige Lebenssituation:
1) in zähen kraftraubenden Verhandlungen um Projektgelder für eine Arbeit, von der lokale Gesprächspartner, wie auch internationale Fachleute sagen, dass sie sinnvoll und notwendig ist
2) hoch verschuldet bei Bank, Familie und Freunden;
3) am überlegen, ob es die Sendung auf 3SAT zum Grundeinkommen (durch die ich auf Sie aufmerksam wurde) wohl auch in französischer Sprache gibt - und ob ich wohl davon eine DVD bekommen könnte, um sie als Inspiration (wenngleich dort wohl noch utopische Inspiration) einigen meiner Gsprächspartner dort zeigen zu können - wohl auch vor allem, weil in dem Film Fragen von Vertrauen in unseren Mitmenschen thematisiert werden, gezeigt wird, wie ein "das Leben anders denken" möglich ist und solche Gedanken 'Land gewinnen' können - was beides unheimlich ermutigend und inspirierend ist - Wandel ist denkbar und machbar, auch wenn er im Kleinen anfängt...
Räume öffnen für kreative Visionen ...
siehe auch http://ulrikeschmid.net/

Ulrike Schmid (*1964), Sozialwissenschaftlerin, Ausbildung Ziviler Friedensdienst

Christine Vorndran

Ich würde da arbeiten, wo ich helfen kann, und so eine Mischung von sozialen Einsätzen, vielleicht Ernte-Einsätzen und meinen beruflichen Fähigkeiten für mich finden. Mit diesem Grundeinkommen wäre es toll, Fähigkeits- und Interessenbörsen einzurichten, um Angebot und Nachfrage an Tätigkeits- und Hilfsbereichen öffentlich zu machen. Es gäbe Chefs, weil sie die Fähigkeit dazu hätten, Gruppen zu leiten, und nicht um zu knechten und anzutreiben. Diese Idee gefällt mir mindestens so gut, wie das Grundeinkommen selbst: Keiner müsste mehr andere schinden, weil das Geld sonst vielleicht nicht reinkommt. Keiner müsste sich mehr schinden lassen, denn niemand würde dort bleiben, wo er als Arbeitskraft nicht geachtet werden würde. Der Antrieb zur Arbeit wäre die eigene Einsicht der momentanen Notwendigkeit oder Lust. Wir alle wollen essen, brauchen Hilfe, können was und wollen Bestätigung. Ich stehe freiwillig morgens auf, weil ich weiss, dass die anderen sonst mit ihrer Arbeit hängen. Aber ich darf auch meine eigenen Bedürfnisse anmelden und sagen, sorry, - Ende der Woche mal ohne mich. Dieses ganze Grundeinkommen hätte enorme Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Die Menschen hätten ihren Selbstwert und ihre Selbstbestimmung. Der soziale Umgang untereinander würde sich extrem steigern. Das wäre wunderbar.

Christine Vorndran (*1964), Grafikerin, Heiden

Helen Wagner

Ich würde mir für alles was ich mache (Arbeit oder Freizeit, Beziehungen und soziales Engagement,glückliche und traurige Momente) WIRKLICH Zeit nehmen können, denn ich könnte mich ganz ohne finanziellen Stress im Hinterkopf darauf einlassen.
Wow, ein wahrhaft schönes Leben!

Helen Wagner (*1974), momentan Hausfrau, 3 Kinder,

19 März 2011

Evelyne Graf Kotan

Ich bin verheiratet und Mutter von zwei kleinen Kindern. Mit einem Grundeinkommen würde ich sofort aufhören, nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen (niedrig prozentige Teilzeitstelle, um gemeinsam mit meinem Mann auf einen 100% Lohn zu kommen). Mein Mann ist Sozialpädagoge. In diesem Bereich gibt es fast nur max. 80% Stellen. Dadurch leben wir unter der Armutsgrenze. Hätten wir alle ein Grundeinkommen, würde ich ein Kulturcafé eröffnen (auf dem Land) und einen Begegnungsort für Jung und Alt schaffen.

Evelyne Graf Kotan (*1971), Familienfrau (vorher Sachbearbeiterin), freischaffende Autorin, Blauen

Mirco

ganz ehrlich, so wie die dinge jetzt liegen, würde ich wahrscheinlich zu erst einmal in tränen ausbrechen. tränen des glücks, da es, in anbetracht der herrschenden gesetzlichen unmenschlichkeit, ein schon surreal anmutender licht-strahl in einem meer aus dunkelheit darstellen würde.
danach, wenn ich mich wieder gefangen hätte, würde ich mich sneakers und ein paar neue klamotten holen gehen...
mein gesellschaftlicher beitrag wäre:
musik-alben, die, aufgrund des geldes, ich in der lage wäre jährlich zu releasen (nicht wie jetzt alle sechs jahre, da die finanzierung von studio, cd-pressung, etc., dazu führt, daß meine zeit-pläne und dead-lines ganz eigene realitäten entwickeln), sowie dazu gehörige musik-videos und begleit-comics, bis hin zu filmen, die mit der musik der alben verwoben, bzw. die geschichten aus der musik weiter, oder aus anderen blickwinkel erzählen würden. alles, aus jetziger sicht, ein nicht finanzierbares mammut-projekt, da viele leute integriert werden müssen, deren zeit ich nicht bezahlen kann.
momentan passieren diese dinge zwar auch, aber immer nur auf basis der "ich hab sau viel zu tun, aber sobald ich zeit hab meld ich mich/kümmer ich mich drum"-absprachen.
wie viele unglaubliche ideen aus diesem grund niemals das licht der welt erblicken werden, lässt sich bildlich am besten mit einem blick ins firmament, in einer sternenklaren nacht beschreiben. jeder leuchtende punkt eine idee...
das sind die ersten dinge, die mir einfallen. vieles wäre ja auch gar nicht mehr notwendig, wie gewissen leuten/freunden aus ihrer not-lage zu helfen, da deren not-lage sich durch ein grundeinkommen neutralisieren würde.
ich müßte erst mal sondieren und kapieren wie das die welt um mich herum verändert.
aber allein zu sehen, daß bereits solche überlegungen so ernsthaft über-regional diskutiert werden, gibt mir hoffnung für unsere spezies.
möge die macht mit euch sein!

Mirco

16 März 2011

Ein Realist

Das wäre für mich endlich die Möglichkeit mein Arbeitspensum zu reduzieren (der Job macht mir Spaß, also würde ich ihn nie aufgeben wollen).
Die so gewonnene Zeit würde ich mit meiner Familie verbringen. Ich würde mich bei der Tafel engagieren und endlich die Gebärdensprache und Esperanto lernen.
Und dann....wäre es an der Zeit sich um die ganzen Alkis zu kümmern, die trotz Geld nicht im Stande sind sich sinnvoll in die Gesellschaft zu integrieren, es stattdessen lieber in "Flüssiges" investieren. und deren Zahl wird drastisch ansteigen....
Sobald das Problem beseitigt ist (wobei diese Annahme rein illusorisch ist) wird es an der Zeit sein wieder mehr zu arbeiten! Denn die Wirtschaft muss für unbeliebte Jobs immer mehr Lohn zahlen, sonst holt keine Sau mehr unseren Müll ab. Die Folge ist, daß die Inflation innerhalb von max 2 Jahren das grundeinkommen "auffrisst" danach sind wir wieder beim heutigen Gejammer.
Es war aber schön zu träumen.....

Ein Realist

Luca Mondelli

Weiterhin Songs schreiben und die Gesellschaft auf die Schippe nehmen. Merke es momentan ganz stark, ohne einem Arbeitszwang nachzugehen, hat man mehr Inspiration für Musik und Verse.

Luca Mondelli (*1980), Metzger/ Arbeitslos (freigestellt), Celerina/Schlarigna

14 März 2011

Corinne Päper

Ich würde mich vermehrt in gemeinnützigen Vereinen engagieren, mehr Zeit damit zu verbringen, zu lernen, wie man Dinge selbst herstellt, repariert und anderen dieses Wissen weitergeben.

Corinne Päper (*1971), Betriebsökonomin, Winterthur

Jutta Looser

Ich bin seit 3/4 Jahren pensioniert, habe also jetzt ein bedingungsloses Grundeinkommen. Es ist wunderbar. Als erstes machte ich eine Reise (7 Wochen), dann fing ich eine Ausbildung an (ca 4 Tage pro Monat). Die übrige Zeit geniesse ich noch immer als Freizeit, lerne ein Instrument, habe ein Fitnessprogramm und gehe mehr aus als früher. Ich bin mich am umschauen, was ich sinnvolles tun könnte, bis die Ausbildung beendet ist. Sehr gerne würde ich auch noch viel reisen, unterwegs sein. Als Fernziel sehe ich ein Engagement im neugelernten Beruf, eine soziale Tätigkeit oder etwas Unerwartetes. Alles ist offen.

Jutta Looser (*1947), Frauenfeld, Schweiz

12 März 2011

York Töllner

Ich würde meinen Einsatz im Internet verstärken. Bis heute betreibe ich meine Arbeit ehrenamtlich und habe daher nicht die Möglichkeiten, die ich mir wünsche. Was mache ich im Netz? Ein Netzwerk sozialer Seiten, das sich im Wachstum befindet.

York Töllner

Jakob Rohrbach

Grundsätzlich würde sich für mich vermutlich nichts ändern, da ich weiterhin die jetzt ausgeübten Tätigkeiten ausüben möchte.

Jakob Rohrbach (*1959)