20 April 2007

Andrea Thimel

Ich bin Rehabilitationslehrerin für Blinde und Sehbehinderte. Immer wieder erlebe ich es, dass blinden und sehbehinderten Menschen von Kostenträgern der Unterricht in Orientierung und Mobilität und Lebenspraktischen Fähigkeiten verwehrt wird. Von Unterricht in Blindenschrift und von Computerkursen ganz zu schweigen. Selbst bezahlen können die Interessenten den Unterricht aber nicht. Wäre mein Einkommen garantiert, könnte ich meinen Unterricht ohne den unerträglichen Kosten- und Zeitdruck gestalten und so vielen blinden und sehbehinderten Menschen ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Ich würde nicht aufhören zu arbeiten, würde aber insgesamt weniger arbeiten, da ja keine Verwaltungsarbeit nötig wäre und könnte mir mehr Zeit nehmen für Fort- und Weiterbildung. Mein Leben würde sich sehr entspannen.

Andrea Thimel (*1964), Rehabilitationslehrerin, Marburg

11 April 2007

Amrita Torosa

In meinem Arbeiten würde sich gar nicht so viel ändern - ich würde einfach angstfrei leben können. Ohne Angst vor Hunger oder Obdachlosigkeit...auch sozialer Abstieg genannt.
Für mich ist dies der wesentliche Punkt.

Amarita Torosa (*1965), Künstlerin, Lutherstadt Wittenberg

10 April 2007

Dominik S. Gaberell

Ich würde ohne schlechtes Gewissen gegenüber den Nachbarn, zu 100% dazustehen können Hausmann und Familienvater sein zu wollen. Weiter würde es mir einfacher sein meinem Wunsch zur Verselbständigung auf dem Gebiet der Energiearbeit nachzukommen.(Dies beinhaltet eigene Praxisräumlichkeiten und die Zufriedenheit andern Personen helfend und beratend beizustehen).
Psychisch würde es mir sicher besser gehen, weil ich nicht mehr als Bittsteller bei den Sozialendiensten und der Arbeitslosenkasse antreten müsste, auch währe ich freier, da ich nicht jeden Monat Bewerbungen versenden müsste, bei denen ich schon zum Vornherein weiss, dass ich ein Absageschreiben erhalten werde. Mit andern Worten würde ich an meiner heutigen Situation nichts ändern, könnte aber die Energie genau dort einsetzen wo ich dies auch will, was mich dann garantiert zum Erfollg führen wird!

Dominik S. Gaberell (*1972), Erwerbslos, Familienvater, Hausmann, Allrounder, Energiearbeiter, Gümligen

Ein Zwischenruf!

Ich finde die Idee eines bedingugslosen Grundeinkommens sehr gut. Aber vielleicht sollten sie den Leuten auf Ihrer Webseite auch klar machen, das dies nicht bedeutet, dass nun keiner mehr arbeiten muss und dass auch immer noch die Gesetze der Marktwirtschaft gelten. Sprich wenns dann mal irgendwann 1 Mio sich selbstverwirklichenden Reiki-Lehrer gibt, dann zahlt keiner für die Kurse nur irgendeinen Pfennig und es kommt auch so gut wie keiner mehr, denn soviel Interesse nach Reikikursen ist halt einfach nicht da. Dagegen würde es wohl ziemlich teuer werden, wenn man ein Häusschen bauen möchte, denn keiner macht ja dann gerne mehr solche anstrengende Jobs - geschweige denn z.B. bei der Müllabfuhr zu arbeiten.

Ein Grundeinkommen wäre wohl auch nach ihrer Vorstellung hoffentlich nur ein Grundeinkommen - sprich so etwas wie die jetztige Sozialhilfe und nicht mehr. Das sollte auch ihren Lesern klar gemacht werden, denn 99% aller Antworten stammen wohl von absolut unverbesserlichen Träumern...

Michael Halbig

09 April 2007

Karin Gebhardt

Ich bin alleinerziehend mit 3 Söhnen (23J. schon aus dem Haus; 19 J. und 8 Jahre); und bin ganztags berufstätig.
Wenn mein Lebensunterhalt mit einem Grundeinkommen gesichert wäre, würde ich auf jeden Fall nicht mehr die Arbeit machen, mit der ich mein Geld verdiene, sondern mich mehr um meinen Jüngsten kümmern und mich im sozialen (und somit für mich sinnvollen) Bereich engagieren. Ausserdem könnte ich mir damit meine Zeit so einteilen, wie ich es für sinnvoll halte.
2.500 Franken sind ein bißchen viel... :-) Ich verfolge die Debatten über das BGE schon seit längerem.

Karin Gebhardt (*1959), Verwaltungsangestellte, München

04 April 2007

Michael Halbig

Eigentlich bin ich ja auch ein Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommen. Aber die Antworten der andere Schreiber hier erschrecken mich doch sehr: Jeder denkt nur noch ans eigene Vergnügen, weniger Stress, Selbstverwirklichung, Urlaub, ...

Wie soll denn das funktionieren? Wer würde denn dann noch 35 oder gar 40 oder mehr Stunden arbeiten? Wie kann man denn so naiv sein und glauben, dass man mit weniger Arbeit, mit weniger "Stress", mit Urlaub und Selbstverwirklichung den Wohlstand erhalten, geschweige denn steigern kann??

Ein Grundeinkommen kann wohl nur dann funktionieren, wenn es so niedrig ist, dass es wirklich nur die elementaren Grundvedürfnisse abdeckt (Höhe etwa heutige Sozialhilfe) und daher noch genügen Anreize setzt, dass die Leute wirklich noch zu Arbeit gehen müssen. (Die Kommentare der anderen Schreiber zeigen leider nur zu klar, dass es entgegen anderen Meinungen diese Anreize wirklich benötigt!)

Die positiven Effekte solch eines Grundeinkommen sind nach meiner Ansicht der Wegfall von beträchtlicher Bürokratie:

Es würde dann keine Tausende von Beamten brauchen, die Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe, Rente, etc. verwalten. Diese Verwaltung schafft sowieso keinen Wohlstand, aber statt dessen könnten sich die frei werdenden Arbeitkräfte sinnvoller Arbeit zuwenden.

Es würde die ganze Diskussion um Niedriglöhne vereinfachen, denn wenn man bereits ein Grundeinkommen hat, dann braucht man auch nicht mehr so hohe Löhne. Mit dem Nebeneffekt, dass unsere Unternehmen vielleicht auch wieder billiger produzieren könnten. (Man müsste dann natürlich auch schauen, woher das Geld für das Grundeinkommen auch wirklich kommt, denn irgendwie muss man es ja auch gegenfinanzieren)

Auch für Sozialhilfeempfänger würden wieder Anreize geschaffen zurück ins Arbeitsleben zu wechseln, denn jede Stunde mehr Arbeit bringt auch wieder Geld und man hat nicht am Ende des Monates in etwa genausoviel Geld, als ob man gar nicht arbeiten würde und auf die Sozialhilfe vertraue.

Auch die Rente mit 67 wäre kein Thema mehr - jeder geht, wann er mag. Gibt dann halt auch nur Rente in Höhe des Grundeinkommens. Will man mehr, so müsste man eben privat vorsorgen.

Jeder der ein neues System einführen möchte sollte sich im klaren sein, dass es danach nur allen besser geht, wenn sie mindestens genauso produktiv sind wie vorher - am besten eben noch produktiver, denn verteilt werden kann nur, was auch erarbeitet wurde.

Ob man so ein Grundeinkommen auch wirklich verwirklichen kann bezweifel ich leider. Es gibt zu viele dogmatische und beschränkt denkfähige Demagogen, die dann schon wieder den Neid streuen indem sie erzählen wie ungerecht es dann doch wäre, wenn auch der Vermögende oder Besserverdienende dieses Grundeinkommen bekäme. Das Grundeinkommen muss aber irgendwoher finanziert werden und das geht wohl sozialgerecht nur über diejenigen, die eben Besserverdienen oder Vermögen besitzen. Ob ich den Vermögenden/Besserverdienenden nun kein Grundeinkommen gebe und dafür aber weniger Steuern abknüpfe oder ihnen auch das selbe Grundeinkommen gebe, dafür die Steuern dementsprechend anpasse wäre ein Nullsummenspiel - ausser dass der erste Fall komplizierter wäre und man wieder unnötige Bürokratie implementieren müsste.


Michael Halbig (*1969), Schweiz

01 April 2007

Andreas Rüfenacht

Ich würde wahrscheinlich momentan so weiterfahren wie bisher, wüsste aber, der Druck ist weg, einst genug verdienen zu müssen, was jetzt noch in den Sternen steht. Ich glaube, ich hätte keine Angst mehr, mir zukünfitg einmal ein Bein in einer Arbeit ausreissen zu müssen, die ich gar nicht tun möchte, aber tun muss, um überleben zu können. Mir würde die Sorge mindestens geschwächt, dass ich nicht einmal an Überarbeitung eingehe (nur weil ich Geldverdienen muss und gleichzeitig aber auch die Arbeit tun will, die mir Freude macht). Vielleicht könnte ich dann doch einmal forschen, wie ich es möchte, ohne das "Geld-Messer" am Hals haben zu müssen, nebenher spazieren, nachdenken, Musikhören ohne schlechtes Gewissen, nicht zu arbeiten. Ich denke, ich wäre in all meinem Tun schlicht freier und ruhiger...

Andreas Rüfenacht (*1982), Student Kunstgeschichte