05 Juli 2009

Ursula Lixfeld

Ganz sicher würde ich das selbe tun wie jetzt, aber mit dem guten Gefühl, Wohnung und Atelier behalten zu können. Seit mein Ex von einem Monat auf den anderen aufgehört hat, meinen Unterhalt zu bezahlen (das war meine einzige Sicherheit bisher), bin ich leider gezwungen, auf die sogenannte Grundsicherung zurückzugreifen, denn mit all meinen Fähigkeiten und Talenten bin ich nicht in der Lage, einen gesicherten und vor allem regelmäßigen Unterhalt zu erarbeiten. Das Schlimmste ist, daß man mir von Amts wegen nahe gelegt hat, in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Das würde bedeuten: Aufgabe des Ateliers, somit Aufgabe künstlerischer Arbeit und damit Verlust des mir wichtigsten Lebensinhaltes. Das Bedingungslose Grundeinkommen (noch in meiner Lebenszeit?) wäre wunderbar, zumal es Freiheit für schöpferisches Tun ohne demütigende Gänge zu Sozialeinrichtungen ermöglichen würde. Blockaden, ausgelöst durch entsprechende Ängste, könnten leichter aufgelöst werden und die Freude an der Arbeit wäre leichter wiederzufinden. Das gilt sicher nicht nur für mich. Wie viele Talente gehen unter bzw. werden erst gar nicht gefördert, weil die Kunst nach wie vor, und nicht ganz zu Unrecht, als brotlos angesehen wird. Die, die sich trauen, diesen Weg einzuschlagen, werden im notwendigen Broterwerb verschlissen. Wo soll dann noch die Energie herkommen, sich schöpferischer Arbeit ohne von außen auferlegte Zwänge zu widmen?

Ursula Lixfeld (*1937), Malerin, Illustratorin, Autorin, Rehhorst

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