12 Mai 2010

Ute Kludig-Hempel

Ich würde mich genau wie jetzt für meine sechsköpfige Familie, für Naturschutz und Stadtentwicklung engagieren, alte Häuser sanieren und Bücher schreiben sowie herausgeben.
Ich würde NICHT mehr irgendwelche Erklärungen, Anträge und Listen ausfüllen, nur um mit der Familie zu überleben, NICHT mehr die Familie durch den Morgen hetzen, weil meine beruflichen Termine drohen und absolut NICHTS mehr tun, was in o.g. Bereichen vorgeschrieben wird, nur um zu überleben. Alles wäre gründlicher, überlegter, ausgewählter - wobei ich sagen muss, dass ich als Freiberuflerin schon jahrzehntelang darauf hingearbeitet habe, weniger fremdbestimmt zu sein.
Ich wäre mehr im Freien, würde mich mehr bewegen, würde malen, musizieren, Dinge, für die neben Familie UND Beruf kaum noch Zeit bleibt.
Meine Handlungen würde ich mehr von den Jahreszeiten bzw. dem Wetter leiten lassen.
Es wäre kein völlig anderes Leben, nur ein schöneres. Die Beschäftigung mit "ganz legalen Steuertricks" könnte ich ohne Bedauern bleiben lassen. Ich würde noch weniger Auto fahren, zu Fuß auf Märkten in Ruhe regionale Produkte kaufen, ausführlich kochen, käme von legalen Durchhaltedrogen vielleicht doch irgendwann weg und wäre bestimmt gesünder. Ich würde wieder soziale Kontakte haben, die mit 4 Kindern und als Hauptverdienerin fast gänzlich ausfallen, könnte Feiertage wieder feiern.
Alles, was ich z.Z. nur für Geld tue, braucht die Welt nicht wirklich, ich könnte es also ebenso gut lassen.

Ute Kludig-Hempel (*1968), Diplom-Biologin, Tharandt

Keine Kommentare: