11 April 2009

Johannes Bucej

Ich könnte mein ehrenamtliches Engagement, das mich jetzt schon sehr in Anspruch nimmt, mit "gutem Gewissen" weiter verfolgen, ohne mich um eine Grundversorgung ängstigen zu müssen. Überhaupt wäre ein anderes Leben - viel entspannter und nicht weniger "sozial" möglich. Im übrigen glaube ich nicht, dass die notwendige Arbeit liegen bliebe, wenn durch das Grundeinkommen für alle gesorgt wäre. Viel mehr könnten sich doch die, die in solchen Berufen freiwillig(!) arbeiten, einer höheren Wertschätzung sicher sein. - Und noch weniger habe ich die Angst, dass alle "sich auf die faule Haut legen" oder sich nur noch "selbst verwirklichen" wollen. Arbeit ist m. E. ein menschliches Grundbedürfnis, aber die Reduktion auf bloße Erwerbsarbeit ist eine Verengung, die durch das industrielle System ausgelöst und etabliert wurde und mehr Unheil als Heil stiftet. Die Entfremdung, die dadurch stattgefunden hat, könnte durch das Grundeinkommen aufgehoben werden.
Zudem würde die Eigenverantwortlichkeit gestärkt, denn wenn es wirklich so kommen sollte, dass z. B. Müllabfuhr als Dienst nicht mehr angeboten würde (weil sich niemand mehr die Hände schmutzig machen will), wäre jeder "für seinen Dreck" selbst verantwortlich und würde von daher schon für eine Verringerung sorgen - würde auch die Achtsamkeit dem anderen gegenüber und der Umwelt fördern ...

Johannes Bucej (*1962), Journalist (freiberuflich), München

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