09 Dezember 2008

Sebastian Lüben (*1983), Student, Berlin

Mit einem Grundeinkommen würde ich arbeiten. Jetzt tue ich dies nicht. Ich bin 25 Jahre, habe 8 Semester Design studiert, gefühlte 70% der Zeit gingen für typische Nebenjobs im Niedriglohnsektor drauf, sowie dafür mich um den Erhalt von "Staatsleistungen" (Bafög, Kindergeld etc.) zu kümmern, teilweise mussten diese gerichtlich eingeklagt werden. Dennoch reichte das Geld nicht für das Studium aus, die Zeit zum studieren erst recht nicht.

Nun stehe ich endgültig vor dem Abbruch des Studiums, werde mich mit dem Hartzer Amt auseinandersetzen müssen und stehe mit nichts da.

Aufgrund des absurden ständigen Überlebenskampfes (kann ich mir die bessere Maggiesuppe heute leisten, was steht auf meinem Stromzähler etc.) habe ich eine art Tunnelblick entwickelt, durch welchen ich nicht in der Lage bin meinen eigenen Kompetenzen noch zu vertrauen - um doch einen Job zu finden der zu meinen Quallifikationen passt. Ein Teufelskreis, je länger dieser Zustand anhält, desto bedrohlicher die finanzielle Situation. Je bedrohlicher die finanzielle Situation desto unreflektierter die Selbstwahrnehmung - der Tunnelblick verschärft sich und in Folge dessen verschwindet die Möglichkeit überhaupt einen Raum für persönliche Entwicklung zu sehen ganz.

Von paradisischen Zuständen, wie "sich einfach mal selbständig melden" ohne einen Haufen Papier, einem uninteressierten Bankberater und der Frage im Hinterkopf, wie ich meine Miete bezahle, solange sich die Idee noch nicht rentiert, ganz zu schweigen.

Mit einem angemessenem Grundeinkommen (z.B. 900 EURO) würde ich hier nicht sitzen und einfach nur düster und deprimiert in die Zukunft schauen, sondern wahrscheinlich im 2-3 Semester Journalismus studieren.

Sebastian Lüben (*Student), Berlin

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