07 August 2006

Andrea P.

Auch ich gehöre zu denen, die nicht glauben, dass mit einem Grundeinkommen das allgemeine Faulenzen ausbrechen würde. Sicher würden sich manche eine Auszeit gönnen, die beruflich überlastet und gestresst sind. Aber danach hat man wieder Energie und möchte etwas tun! Nichtstun macht auf Dauer nicht glücklich. Arbeit hat etwas Befriedigendes. Sie ist Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit auszudrücken und durch die Rückmeldung der Mitmenschen, die das Produkt meiner Arbeit konsumieren, ist sie auch Quelle der Selbstbestätigung und Anerkennung. Auf diese wunderbaren "Streicheleinheiten" will bestimmt keiner verzichten! Durch ein Grundeinkommen wäre uns erst mal viel Zwang, Druck und Belastung genommen. Jemand, der heute arbeitslos ist, schreibt hunderte von Bewerbungen, bietet sich an wie ein Stück Vieh und bekommt nirgends eine Chance. Und er denkt, er sei ein schlechter Mensch, wertlos für die Gesellschaft. Durch diese ständige Ablehnung liegen so viele Talente und Fähigkeiten brach, ein riesiges Potential wird hier einfach ignoriert.
Weit über seine beruflichen Qualifikationen hinaus, hat jeder Mensch noch zahlreiche andere Begabungen, die keine Berufsbezeichnung haben, die aber genauso sinn- und wertvoll sind und dadurch, dass das Grundeinkommen gesichert ist, könnten all diese Menschen endlich tätig werden, sich einbringen. Auch Menschen, die heute nur eingeschränkt erwerbsfähig sind, z. B. aus gesundheitlichen Gründen, wären dadurch produktiver, weil sie eine Menge anderer Fähigkeiten einbringen könnten, für die sich im derzeitigen System niemand interessiert. Wenn ich ein gesichertes Einkommen hätte, würde ich erst mal in die Natur hinaus gehen, tief durchatmen und sämtliche Zwänge abstreifen, besonders die Schuldgefühle, die einem von der Gesellschaft übergestülpt werden. Und danach würde ich richtig durchstarten. Mal zeigen, was in mir steckt! Und viel freudiger und glücklicher an alles herangehen als bisher! Warum sind manche arbeitsunwillig? - Weil die Bedingungen schon so unmenschlich geworden sind. Wird das wieder der menschlichen Leistungsfähigkeit angepasst, kann man wieder ohne Angst vor Kündigung oder anderen Repressionen arbeiten, wird man wieder viele für Erwerbstätigkeit gewinnen!

Andrea P. (*1971), mehrere abgeschlossenen Ausbildungen

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