06 Juli 2006

Petra Jakovac

Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde mein alltägliches Leben endlich entzerren. Wir sind 2 vollzeitarbeitende Eltern mit einem 5jährigen Sohn. Mein Tagesablauf besteht nur noch aus Hetzte und Hektik, um Kind, Haushalt und Beruf irgendwie mehr schlecht als recht unter einen Hut zu bekommen. Ständig ist man am Organisieren und Umorganisieren. Wenn auch nur der kleinste Zwischenfall passiert fällt der ganze sorgfältig organisierte Tageablauf in sich zusammen. Mein Tag müsste eigentlich 48 Stunden statt 24 haben, um alles so hin zu bekommen, dass alle Beteiligten zufrieden sind. Mit einem Grundeinkommen hätte ich sowohl mehr Zeit für mein Kind (weil die Verpflichtung zum ganztätigen Geldverdienen wegfiele) als auch für mich selbst. Ich könnte mehr mit unserem Sohn unternehmen, mehr mit ihm spielen, mehr mit ihm reden und diskutieren, mehr Dinge in Ruhe erklären und zeigen. Ich könnte z.B. auch 2 seit Jahren nötige, aber immer wieder aufgeschobene Operationen endlich machen lassen. Ich könnte meine Vollzeitarbeit entweder auf Teilzeit reduzierien, oder mit etwas Glück in Ruhe nach einer Arbeit suchen, die mir besser entspricht und bei der ich mich besser einbringen kann und zufriedener bin. Ich könnte kreativer, freier, zufriedener sein. Kein Gehetze mehr, sondern ein lebenswertes Leben bei dem nichts mehr zu kurz kommt, weil einem vor lauter Verpflichtungen die Zeit zwischen den Fingern zerrinnt. Ich könnte mein angefangenes Buchprojekt zuende bringen. Ich könnte mich engagieren für mehr und bessere Kinderbetreuung (von 0-6 Jahren), die bei uns nie ausreichend vorhanden ist (sei es weil es keine Plätze gibt, oder die angebotenen Betreuungszeiten für Vollzeitarbeitende zu kurz sind). Ich würde mich auch für bessere Qualität der Schulen (z.B. Ganztagsschulen) einsetzen - es braucht eine Reform unseres Schulsystems, das sich inzwischen selbst überlebt hat. Zudem würde ich mich wieder mit Wonne meinem Hobby, den Sprachen, zuwenden.

Petra Jakovac (*1969), Financial Advisor, München

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