25 Juli 2011

Urs Schnyder

Was ich tun würde, kann ich im Moment nicht sagen. Ich kann aber sagen, was ich wohl getan HÄTTE, wenn ich vor 10 Jahren ein Grundeinkommen gehabt hätte. Damals habe ich die Stelle aufgegeben, weil sich mein Beruf als Typograf vor allem an meiner Stelle entscheidend verändert hatte. Es ging nur noch darum, gelieferte Disketten einzuschieben und zu belichten. Zudem herrschte ein schlechter Teamgeist. Was nun? Zum Grafiker fehlte mir das Talent, EDV entsprach mir nicht. Ich wollte eine Zweitausbildung machen. Hätte ich das berufsbegleitend versucht, wäre ich als Mensch mit progressiver Behinderung überfordert gewesen. Also hätte ich eine Schule besuchen oder nochmals eine Lehre machen müssen. Dann hätte ich kein Einkommen mehr gehabt, das Leben und die Ausbildung hätte ja aber trotzdem bezahlt werden müssen. Stipendien gibt es für Zweitausbildungen grundsätzlich nicht. Mein Vermögen hätte als Überbrückung auch nicht ausgereicht. Ich besuchte einen Webdesign-Kurs ! und wollte mich selbständig machen. Leider fand ich die Marktlücke nicht. Zum Glück fand ich per Zufall eine 50% Stelle in einer Behindertenorganisation. Nicht mein Traumjob, obwohl ich in einem super Arbeitsklima arbeite. Hätte ich Grundeinkommen gehabt, wäre es wohl anders herausgekommen. Ein weiterer Grund für das BGE wäre für mich die Chance, das ewige Ping-Pong-Spiel zwischen den Kostenträgern im heutigen Gesundheits- und Sozialsystem (IV, Suva, AlV, KV, BVG etc.) v. a. bezüglich Renten auszuschalten oder zumindest zu entschärfen. Wie hier zuweilen mit Menschen jongliert wird ist unwürdig. Dazu die unzähligen mehr oder weniger fairen Gutachten und Gegengutachten... Gerade auch die aktuellen IV-Revisionen, die in erster Linie auf Zwangsintegration in einen Arbeitsmarkt setzen, der zu grossen Teilen nicht wirklich Menschen mit Behinderung will, sind eigentlich absurd. Die Diskussionen ums BGE könnten hier zumindest neue Denkansätze schaffen. Es gehen mir immer neue Gedanken zu BGE durch den Kopf. Ich bin gespannt auf diese Diskussion.

Urs Schnyder, Münchenbuchsee

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