10 April 2006

Ruth Bamberg

"wir künstler könnten mit einem grundeinkommen zur abwechslung mal wieder kreativ sein, anstatt immer damit beschäftig zu sein "arbeit" zu erfinden, die bezahlt wird..."

himmel, das wär etwas!
ich denke, es würde mich unglaublich entlasten.

ich bin freischaffende künstlerin und mutter. mein mann ist
freischaffender musiker und vater. wir sind nicht angestellt, wir werden
gebucht dann und wann und bezahlt für den moment unseres erscheinens. im
allgemeinen werden wir nicht für proben, vorbereitung, recherche etc. bezahlt - also nicht für die arbeit bezahlt.

mein nebenjob ist, "arbeiten" zu erfinden, die allesamt
nützlich sind, die aber niemand mehr bezahlen kann, bzw. nur hin und
wieder, weil die öffentlichen und privatwirtschaftlichen kassen leer
sind und die ansicht herrscht, man müsse sparen, wo es am
wenigsten schmerzt - an kunst und kultur.

ich arbeite mal in der museumspädagogik, mal in der erwachsenenbildung
als trainerin, dozentin, im videostudio als operater,
technikerin, mache mal regie, mal projektleitung oder produktion, mal publiziere ich. Und manchmal und am liebsten mache ich viedeoinstallationen.

mit einem grundeinkommen könnte ich weitermachen wie immer, nur mit dem
unterschied, nachhaltiger und kontinuierlicher arbeiten zu können und
über mittel zu verfügen, die es mir erlaubten, mich weiter zu
bilden. hinzu käme, dass ich die möglichkeit hätte, mich meiner familie
zu widmen, wie es für uns alle gut wäre – und nicht nur dann, wenn es mal
passt.

wir künstler könnten mit einem grundeinkommen zur abwechslung mal wieder
kreativ sein, anstatt immer damit beschäftig zu sein "arbeit" zu
erfinden, die bezahlt wird. wir können gemeinsame projekte angehen und
tatsächlich kunst und kultur pflegen.

ich meine, mit einem grundeinkommen für alle sollte es für alle möglich
werden, das eigene potential zu entwickeln und den eigenen standpunkt
verändern zu können: weg vom abhängig angestellten steuerzahler und
bürger; hin zum unabhängigen mitgestalter der gesellschaft.

Ich denke, dass ein befreiterer geldfluss viele menschen entlasten würde und energie frei liesse, die sich wirschaftlich günstig bemerkbar macht. es würden mehr menschen mehr geld ausgeben. dann könnten andere mich auch öfter buchen, und ich könnte einen babysitter nicht nur finden, sondern auch bezahlen.

das wäre schon etwas.

Ruth Bamberg (*1961), Medienkünstlerin, Duisburg

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